Vereinschef des Meeraner SV: „Der Mannschaft fehlte Charakter“
Marcel Pohle, 22.07.2024
Nikolas Sonntag blickt im Interview mit der „Freien Presse“ auf eine bewegte Saison des rund 250 Mitglieder starken Fußballvereins zurück, der zwei Tiefschläge verkraften musste.
Freie Presse: Hallo Herr Sonntag, die erste Mannschaft des Meeraner SV ist von der Landesklasse West in die Kreisoberliga abgestiegen, das zweite Team ist während der Hinrunde vom Spielbetrieb der Westsachsenliga zurückgezogen worden. Blicken Sie mit Unbehagen auf die vergangene Saison zurück?
Nikolas Sonntag: Natürlich sind ein Abstieg und ein Rückzug einer Mannschaft nicht schön, es zerreißt einem das Herz. Wir waren mit drei Männerteams optimistisch in die Saison gegangen, haben dann aber schnell gemerkt, dass es schwer wird, jedes Wochenende alle Mannschaften zu besetzen. Es hat uns leid getan, dass wir ein Team zurückziehen mussten, was bei uns noch nie vorgekommen war.
Was war die Hauptursache für den Abstieg der Landesklasse-Mannschaft?
Es gab viele Gründe. Der Mannschaft fehlte der Charakter, es gab einige Nebenkriegsschauplätze, zum Beispiel mangelnde Trainingsbeteiligung und Querelen untereinander. Das war kein Team. Von der fußballerischen Qualität her hätten wir nicht absteigen müssen.
Erste Frage von Spielern: Was kriege ich bei euch?
Der Verein hält an Marco Waldenburger, der im November die Nachfolge von Sven Schmidt als Trainer angetreten hat, fest. Warum?
Wir hätten auch mit Sven Schmidt weitergemacht, aber er wollte nicht mehr. Dann waren wir froh, dass wir mitten in der Saison Marco Waldenburger fanden. Er hatte personell wenig Handlungsmöglichkeiten. Wir sind nach wie vor davon überzeugt, dass er der richtige Trainer ist, auch weil er eine ganz klare Linie verfolgt. Bei ihm spielen nur diejenigen, die zum Training kommen und die alles für den Verein reinwerfen. Wer nicht erscheint, weil die Oma den 83. Geburtstag hat oder er auf die Katze aufpassen muss, kommt nicht zum Einsatz.
Muss kommende Saison der sofortige Wiederaufstieg her?
Ganz klar nein. Wir geben Mannschaft und Trainer alle Zeit, die sie in dieser sehr starken Kreisoberliga brauchen. Es wird heiß hergehen. Wir wären froh, wenn wir einen der vorderen Plätze belegen können. Auf keinen Fall sollte es im Abstiegskampf enden.
Wie stark hat sich das Gesicht der ersten Mannschaft verändert?
Stand jetzt haben wir sieben Abgänge und zwei Neuzugänge. Wir würden den Kader gern noch auf drei, vier Positionen verstärken. Die erste Frage von Spielern lautet aber immer: Was kriege ich bei euch? Wir sind jedoch im Freizeitbereich. Letztlich muss man überlegen, ob man doch ein wenig investiert, wenn Spieler in unser Profil passen. Dabei geht es vor allem um Aufwandsentschädigungen für Fahrten, wenn sie außerhalb von Meerane wohnen.
Schatzmeister heißt nicht nur Weisheit
Für seine zweite Mannschaft hätte der Meeraner SV das Spielrecht für die Kreisliga gehabt, tritt 2024/25 aber in der Kreisklasse an. Was ist der Grund dafür?
Unser bisheriges drittes Team, das hauptsächlich den Kader bildet, ist zuletzt in der Kreisklasse Zehnter geworden. Die Spieler haben sich letztendlich dazu entschieden, in der neuen Saison in der Kreisklasse zu starten. Diesem Wunsch sind wir nachgekommen.
Wie ist es um den Nachwuchs im Verein bestellt?
Dort läuft es super, wir haben steigende Zahlen. Von den Bambinis bis zu den A-Junioren haben wir alle Mannschaften mit eigenen Spielern besetzt. Gegenwärtig gibt es bei uns etwa 170 Nachwuchsfußballer. Wir könnten vielleicht sogar noch mehr Teams aufbauen, doch dafür fehlen die Übungsleiter.
Auch Freizeitsport kostet Geld. Wie würden Sie die finanzielle Lage des MSV beschreiben?
Sie ist solide, wir sind gut aufgestellt und haben keinerlei Verbindlichkeiten.
Ihr Schatzmeister heißt mit Nachnamen Weisheit, da kann ja auch nicht viel schiefgehen...
Das stimmt. Er bekleidet sein Ehrenamt in der Tat mit viel Weisheit, auch deshalb sind wir tief in den schwarzen Zahlen.
Mit ein paar Wochen Abstand betrachtet: War die Saison 2023/24 dennoch die schwierigste Ihrer Amtszeit?
Jein. Jedes Spieljahr bringt Schwierigkeiten mit sich. Man muss nur an die Corona-Saison zurückdenken. Das letzte Spieljahr war auf jeden Fall kräftezehrend. (ms)
Quelle:Freie Presse